Sonntag, 4. August 2013

Welcome to the Ukraine


S: Da sich der Grenzübertritt von Deutschland nach Polen als sehr einfach herausstellte waren wir natürlich vor unserem nächsten Grenzübertritt wieder optimistisch. Etwa ein Kilometer vor der Grenze gab es dann aber schon einen gehörigen Rückstau (hauptsächlich LKW aber auch ein paar normale PKW waren dabei) aber wir sind trotzdem einfach mal auf den linken Spur vorbeigefahren. Weiter vorne gab es eine weitere Schlange von ca. 20-30 Fahrzeugen. An diese stellten wir uns dann artig an bis ein wild herumfuchtelnder LKW-Fahrer und mitteilte, dass wir diese Schlange wohl auch passieren sollten und uns GANZ vorne anstellen sollten. Gesagt – Getan. Dort wartete dann ein Zoll-Beamter der uns zu sich winkte. (Warum wir so bevorzugt behandelt wurden wissen wir nicht. Wir haben heute erfahren, dass selbst Ukrainer bei der Wiedereinreise in das eigene Land bis zu einem Tag an der Grenze warten müssen.) Er untersuchte das Auto und auf einmal bildete sich eine regelrechte Traube um unseren Sprinter. Er stellte ein paar Fragen auf ukrainisch – wir antworteten auf englisch – niemand verstand den anderen aber es ging irgendwie weiter. Dann ging es von Schalter 1 weiter zu Schalter 2, 3 und 4. Jeder stempelte etwas anderes auf einen kleinen weißen Zettel. Eine Frau beschwerte sich wohl über unsere offensichtlich bevorzugte Behandlung – wurde aber dann ziemlich deutlich von einem Grenzbeamten in die Schranken gewiesen. Ein Trucker-Fahrer mit gebrochenen Deutschkenntnissen übersetzte dann wichtige „Zoll-Fragen“ wie den Verbrauch unseres Sprinters und ob er eine Klimaanlage hätte oder nicht an einen anderen Grenzbeamten. Natürlich fielen wir durch unseren „etwas“ höheren Sprinter auf (vor allem war fast jedes dritte Fahrzeug an der Grenze ein Sprinter…) aber vielleicht hat ja genau das uns die Vorzugsbehandlung  ermöglicht. Wir waren dann aber doch fast 1,5 Stunden an der Grenze und froh endlich das erhoffte „Welcome to the Ukraine“ zu hören. Unser Weg ist wieder frei.

Das Tanken an der nächsten Tankstelle bereitete dann auch wieder Freude: 60 Liter Diesel für umgerechnet 61 € (und das war noch einen teure Tankstelle). Meine versuchte EC-Kartenzahlung setzte das ganze Kassensystem außer Betrieb und bis dann meine Kreditkarte akzeptiert wurde vergingen noch mal 15 Minuten. Mal sehen wie das weitergeht.

Annabelle entschied sich etwas früher in ihrem Kindersitz einzuschlafen und so fuhren wir noch bis spät in die Nacht (wir wollten ein paar Kilometer als Puffer anlegen). Wir sind positiv von den ukrainischen Straßenverhältnissen überrascht (zumindest bis jetzt) aber bei Dunkelheit kommen einem doch ziemlich viele Fahrzeuge mit falsch eingestellten Scheinwerfern entgegen was die Fahrt zu einem Blindflug werden lässt. Erfreulicherweise können wir unseren Verbrauch auf unter 10,5 Liter/100 km senken (Höchstgeschwindigkeit 70 – 80 km/h. Annabelle wacht dann doch wieder auf und wir beschließen einen Übernachtungsplatz am Rand der Autobahn zu finden. Wir finden Einen – parken auf einem vermeidlich nicht mehr genutzten Feldweg und schlafen unter dem bislang besten Sternenhimmel ein.

Am nächsten Morgen will ein Fahrzeug mit Anhänger auf das hinter uns liegende Feld – über den scheinbar nicht benutzten Feldweg – da wir aber gerade frühstücken helfe ich dem Vater und den beiden Söhnen den Anhänger vorbei am Sprinter zu seinem Acker zu schieben. Ob man so was in Deutschland erleben würde?

Ein Zwischenfazit zu der Frage ob es wirklich ein Allradfahrzeug für solch eine Reise hätte sein müssen: Auf den normalen Straßen sicherlich nicht aber bei der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz hat sich die höhere Bodenfreiheit schon ein paar Mal bezahlt gemacht.

Wir fahren weiter und versuchen ein ukrainische Straßenkarte zu besorgen die nicht nur kyrilische Schriftzeichen auf der Karte hat – bislang ohne Erfolg.

Spontan fahren wir von der Autobahn ab in ein kleines Dorf. Dort lernen wir trotz der Sprachbarriere eine Familie mit 4 Kindern, Kühen, Ziegen und, und, und kennen. Die sehr freundlichen Menschen holen für Annabelle jedes Tier aus dem Stall um es Annabelle zu zeigen- Annabelle ist natürlich begeistert. Wir bekommen frische Milch von der Haus-Kuh und Jenny darf sogar selber melken.

Nach Annabelles Mittagsschlaf fahren wir erneut von der Autobahn um Annabelle etwas Freilauf zu gewähren. Wieder kommen wir mit ein paar Ukrainern ins Gespräch, bekommen Obst geschenkt und Annabelle darf bei einem Imker Honig probieren. Dann machen sich ein paar ukrainische Kinder auf dem Weg zu einer Badestelle. Wir fragen ob wir uns anschließen dürfen und werden dann im späteren Verlauf noch zu einer anderen Familie zum Abendessen eingeladen. Wir nehmen diese Einladung an. Keiner der Familie kann auch nur ein Wort deutsch/englisch sprechen aber wir haben Glück: Ein junges ukrainisches Mädchen ist im Dorf zu Besuch und spielt Übersetzerin für uns (sie studiert Sprachwissenschaften in englisch und deutsch). Wir bekommen ein sehr leckeres Abendessen (bekommen eine Übernachtungsgelegenheit angeboten) und werden direkt zum Frühstück am nächsten Morgen eingeladen. Was für eine Gastfreundschaft!

 

















1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ali!

könntest Du bitte mal wieder ein "normnales" T-Shirt anziehen? Danke :)
Ali