S: Da sich
der Grenzübertritt von Deutschland nach Polen als sehr einfach herausstellte
waren wir natürlich vor unserem nächsten Grenzübertritt wieder optimistisch.
Etwa ein Kilometer vor der Grenze gab es dann aber schon einen gehörigen
Rückstau (hauptsächlich LKW aber auch ein paar normale PKW waren dabei) aber
wir sind trotzdem einfach mal auf den linken Spur vorbeigefahren. Weiter vorne
gab es eine weitere Schlange von ca. 20-30 Fahrzeugen. An diese stellten wir
uns dann artig an bis ein wild herumfuchtelnder LKW-Fahrer und mitteilte, dass
wir diese Schlange wohl auch passieren sollten und uns GANZ vorne anstellen
sollten. Gesagt – Getan. Dort wartete dann ein Zoll-Beamter der uns zu sich
winkte. (Warum wir so bevorzugt behandelt wurden wissen wir nicht. Wir haben
heute erfahren, dass selbst Ukrainer bei der Wiedereinreise in das eigene Land
bis zu einem Tag an der Grenze warten müssen.) Er untersuchte das Auto und auf
einmal bildete sich eine regelrechte Traube um unseren Sprinter. Er stellte ein
paar Fragen auf ukrainisch – wir antworteten auf englisch – niemand verstand
den anderen aber es ging irgendwie weiter. Dann ging es von Schalter 1 weiter
zu Schalter 2, 3 und 4. Jeder stempelte etwas anderes auf einen kleinen weißen
Zettel. Eine Frau beschwerte sich wohl über unsere offensichtlich bevorzugte
Behandlung – wurde aber dann ziemlich deutlich von einem Grenzbeamten in die
Schranken gewiesen. Ein Trucker-Fahrer mit gebrochenen Deutschkenntnissen
übersetzte dann wichtige „Zoll-Fragen“ wie den Verbrauch unseres Sprinters und
ob er eine Klimaanlage hätte oder nicht an einen anderen Grenzbeamten.
Natürlich fielen wir durch unseren „etwas“ höheren Sprinter auf (vor allem war
fast jedes dritte Fahrzeug an der Grenze ein Sprinter…) aber vielleicht hat ja
genau das uns die Vorzugsbehandlung ermöglicht. Wir waren dann aber doch
fast 1,5 Stunden an der Grenze und froh endlich das erhoffte „Welcome to the
Ukraine“ zu hören. Unser Weg ist wieder frei.
Das Tanken
an der nächsten Tankstelle bereitete dann auch wieder Freude: 60 Liter Diesel
für umgerechnet 61 € (und das war noch einen teure Tankstelle). Meine versuchte
EC-Kartenzahlung setzte das ganze Kassensystem außer Betrieb und bis dann meine
Kreditkarte akzeptiert wurde vergingen noch mal 15 Minuten. Mal sehen wie das
weitergeht.
Annabelle
entschied sich etwas früher in ihrem Kindersitz einzuschlafen und so fuhren wir
noch bis spät in die Nacht (wir wollten ein paar Kilometer als Puffer anlegen).
Wir sind positiv von den ukrainischen Straßenverhältnissen überrascht
(zumindest bis jetzt) aber bei Dunkelheit kommen einem doch ziemlich viele
Fahrzeuge mit falsch eingestellten Scheinwerfern entgegen was die Fahrt zu
einem Blindflug werden lässt. Erfreulicherweise können wir unseren Verbrauch
auf unter 10,5 Liter/100 km senken (Höchstgeschwindigkeit 70 – 80 km/h.
Annabelle wacht dann doch wieder auf und wir beschließen einen
Übernachtungsplatz am Rand der Autobahn zu finden. Wir finden Einen – parken
auf einem vermeidlich nicht mehr genutzten Feldweg und schlafen unter dem
bislang besten Sternenhimmel ein.
Am nächsten
Morgen will ein Fahrzeug mit Anhänger auf das hinter uns liegende Feld – über
den scheinbar nicht benutzten Feldweg – da wir aber gerade frühstücken helfe
ich dem Vater und den beiden Söhnen den Anhänger vorbei am Sprinter zu seinem
Acker zu schieben. Ob man so was in Deutschland erleben würde?
Ein
Zwischenfazit zu der Frage ob es wirklich ein Allradfahrzeug für solch eine
Reise hätte sein müssen: Auf den normalen Straßen sicherlich nicht aber bei der
Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz hat sich die höhere
Bodenfreiheit schon ein paar Mal bezahlt gemacht.
Wir fahren
weiter und versuchen ein ukrainische Straßenkarte zu besorgen die nicht nur
kyrilische Schriftzeichen auf der Karte hat – bislang ohne Erfolg.
Spontan
fahren wir von der Autobahn ab in ein kleines Dorf. Dort lernen wir trotz der
Sprachbarriere eine Familie mit 4 Kindern, Kühen, Ziegen und, und, und kennen.
Die sehr freundlichen Menschen holen für Annabelle jedes Tier aus dem Stall um
es Annabelle zu zeigen- Annabelle ist natürlich begeistert. Wir bekommen
frische Milch von der Haus-Kuh und Jenny darf sogar selber melken.
Nach
Annabelles Mittagsschlaf fahren wir erneut von der Autobahn um Annabelle etwas
Freilauf zu gewähren. Wieder kommen wir mit ein paar Ukrainern ins Gespräch,
bekommen Obst geschenkt und Annabelle darf bei einem Imker Honig probieren.
Dann machen sich ein paar ukrainische Kinder auf dem Weg zu einer Badestelle.
Wir fragen ob wir uns anschließen dürfen und werden dann im späteren Verlauf
noch zu einer anderen Familie zum Abendessen eingeladen. Wir nehmen diese
Einladung an. Keiner der Familie kann auch nur ein Wort deutsch/englisch
sprechen aber wir haben Glück: Ein junges ukrainisches Mädchen ist im Dorf zu
Besuch und spielt Übersetzerin für uns (sie studiert Sprachwissenschaften in
englisch und deutsch). Wir bekommen ein sehr leckeres Abendessen (bekommen eine
Übernachtungsgelegenheit angeboten) und werden direkt zum Frühstück am nächsten
Morgen eingeladen. Was für eine Gastfreundschaft!
1 Kommentar:
Ali!
könntest Du bitte mal wieder ein "normnales" T-Shirt anziehen? Danke :)
Ali
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