Wir schlafen wie immer in der Nähe eines Dorfes direkt am
Meer oder fernab der Straße mitten auf dem Land und haben uns bisher immer
sicher gefühlt. Gestern wollten wir eine Wassermelone an einem Straßenstand
kaufen.. sie wurde fachmännisch abgewogen um sie uns schlussendlich einfach zu
schenken. Ja man muss zugeben hier in Russland zeigen die Menschen ihre
Emotionen nicht immer offen und unter der etwas harten Schale liegt eine
unbeschreibbar nette Gesellschaft.
Als wir heute unser Ersatzteillager aufstocken wollten,
wurde wir wirsch abgefertigt, da wir weder kyrillisch schreiben konnten noch
auf russisch erklären konnten was wir genau bräuchten. Obwohl der Inhaber des
Ladens kaum eine Miene verzog, bot er an, uns quer durch die Stadt zu
begleiten, um ein weiteres von ihm unabhängiges Geschäft und eine Werkstatt
aufzusuchen. Das ganze dauerte über eine Stunde, doch das ganze war natürlich
Ehrensache auch wenn er keinen Cent daran verdiente und unsere Bezahlung
vehement zurückwies.
Frohen Mutes verließen wir diese schreckliche Grosstadt, mit
den bis in die Kanalisation reichenden Schlaglöchern, auf dem schnellsten Wege
wieder. Die zweispurige Straße wird hier mit drei nebeneinander fahrenden Autos
plus Gegenverkehr befahren – ein Albtraum für jeden Lebensbejahenden.
Stefan kämpfte sich
mit einer Buddha gleichen Gelassenheit durch dieses Chaos, bis Annabelle
entschied, dass es Zeit war eine Pause einzulegen… Wir steuerten den nächsten
Mini-Markt in einem kleinen Dorf an. Die Ladenbesitzer kamen erfreut auf uns zu
und „Mister Google Übersetzer“ teilte uns mit, dass wir die ersten Ausländer
seien die je zu ihnen gekommen seien. Wir übersetzten hin und her und fanden so
einiges übereinander heraus. Darüber, dass sie auch gerne mit dem Motorrad
reisten, aber nur innerhalb Russlands, das Ausland sei viel zu gefährlich… Außerdem,
dass er einer der letzten Kosaken der Gegend sei und zum Zeichen seiner
Zugehörigkeit zu diesem Stamm, einen Ohrring trug (und wohl sein Pferd gegen
ein Motorrad eingetauscht hatte). Die beiden freuten sich so sehr über unseren
Besuch, dass sie uns eine ganze Tüte Essen plus einen russisch sprechenden
Stoffhund schenkten und uns anboten vor ihrem Laden zu übernachten. Wir überlegten
kurz wegen der vielen Blitze am Horizont, das Angebot anzunehmen, entschieden
uns dann aber doch wie gewohnt ein Plätzchen im Grünen zu suchen. Welch Traum,
unser Haus immer dort parken zu können wo es gerade am schönsten ist.
Wir hatten einige eingeimpfte Bedenken davor Osteuropa zu
bereisen und müssen feststellen alle Ängste sind völlig unnötig gewesen. Ich
hätte inzwischen mehr Bedenken in Deutschland zu stehen, wo die
Wahrscheinlichkeit weggeschickt zu werden viel höher ist, weil es gerade jemanden
nicht in den Kramm passt das man dort steht. Das wir im Juli/ August, in der
Hochsaison, so gut wie keine anderen Reisenden angetroffen haben, mag an der
Angstmaschine Medien liegen. Da sind wir lieber wenig bis gar nicht informiert
und machen unsere eigenen Erfahrungen- wie bei den Unruhen in Thailand, den
Überschwemmungen und Waldbränden in Australien, den Terroranschlägen in London,
den Unruhen in Marokko all diese aufgebauschten Ereignisse werden vor Ort oft
ganz anders wahr genommen und spiegeln auf keinen Fall einen Großteil der
Gesellschaft dar.
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