Freitag, 23. August 2013

Eine Steppenoase

S: Nach einem „längeren“ Aufenthalts am Ufer eines einsamen, dunkelgrünen Sees umgeben von umherziehenden Kuhherden, entscheiden wir uns die Zelte (in diesem Fall unser Vorzelt) wieder abzubauen und uns ins nächste Abenteuer zu stürzen. Wir lassen die Stadt Elista hinter uns und machen uns auf den Weg nach Yashkul. Eine neue Herausforderung ist die Versorgung mit halbwegs sauberem Frischwasser für unseren Camper. Wir genießen nach einem heißen Tag doch hin und wieder gerne eine kurze Dusche und dies verringert unsere Vorräte doch ziemlich schnell. Außerdem finden wir leider nicht wie erhofft Dusch- und/oder Waschmöglichkeiten für unsere Kleidung. Solange noch die großen 40-Tonner auf den Straßen zu sehen waren gab es ziemlich große Rastanlagen, diese fehlen jetzt leider immer öfters. Yashkul ist offensichtlich eine Transitstadt für (Reise-)Busse. Die Leute steigen kurz auf ziemlich fertigen Bussen aus, gehen auf Toilette und/oder rauchen und nach energischem Hupen des Busfahrers steigen diese wieder ein. Es ist eigentlich eine Stadt der Toilettenhäuschen (noch nie haben wir irgendwo kostenpflichtige Toiletten gesehen). Die Suche nach dem erhofften Wasser gerät ins Stocken. Jenny besucht einen Ersatzteilladen für Autozubehör und fragt nach Sandfahrblechen (die wir vermutlich doch etwas früher benötigen werden als am Anfang noch gedacht. Aber solche Spezialteile finden wir hier natürlich nicht. Kurzerhand wird von den Shopbesitzern ein englischsprechender Freund angerufen der extra von zu Hause mit dem Auto angefahren kommt. Wir freuen uns über unseren exklusiven Dolmetscher und quetschen ihn natürlich aus bis er uns zu verstehen gibt, dass er eigentlich keine Zeit hat da er zur Arbeit muss. Unserer Meinung nach hat es ihm aber auch Spass gemacht. Kurz vor Ende der Unterhaltung mit ihm hat er uns dann noch vor Kasachstan gewarnt. Auf mehrmalige Rückfrage vor WAS er denn warnt, konnte er uns aber keine Antwort geben (das erleben wir nicht zum ersten Mal, es sind halt offensichtlich auch von Deutschland schon bekannte typische Vorurteile) Dann wollen wir noch kurz einen WLAN/WiFi-Hotspot für unseren Blog und für ein paar Skype-Anrufe nutzen, als direkt vor uns ein Polizeiwagen hält. Ohje….vor dieser wurden wir so oft gewarnt. Wir skypten aber noch was länger (die Polizei stand die ganze Zeit vor unserem Fahrzeug) und irgendwann musste Annabelle auf Toilette. Also besuchten Jenny und Annabelle zur Abwechslung mal eins der Toilettenhäuschen. Auf dem Rückweg ist dann Jenny mit den Polizisten ins Gespräch gekommen was sich als erstaunlich freundlich, lustig und offen erwies. Wir erfuhren etwas über die verschiedenen Ränge (es waren zwei Star-Sergeants und ein „normaler“ Sergeant anwesend, wen ich an dieser Stelle mit unserem Blog ansprechen möchte dürfte dem entsprechenden Leser dann auch bekannt sein…) und die Polizisten versuchen uns zu erklären ob die Stadt jetzt „ten hundert“ oder „ten thousand“ Einwohner hat. Dann verzogen wir uns noch mal in unseren Sprinter um die restlichen Internetdinge zu regeln. Ein paar Stunden davor hatte allerdings auch die komfortable Sitzgurteinstellung von Annabelles Kindersitz den Geist aufgeben und wir versuchten diese zu reparieren um Annabelle überhaupt wieder in ihrem Sitz festschnallen zu können. Das dauerte dann doch länger als gedacht. Mittlerweile fuhr ein zweiter Polizeiwagen vor (der erste war natürlich immer noch da) und jede unserer Tätigkeiten, im beleuchteten Fahrzeug bei Nacht, wurden kritisch begutachtet. Nach dem Einsatz brachialer Gewalt funktioniert der Sitz jetzt wieder halbwegs (hier einen neuen Kindersitz zu bekommen wird vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit sein und außerdem liebt Annabelle ihren Sitz ja wahnsinnig, so dass ein Wechsel ausgeschlossen ist). Dann wollen wir noch kurz unseren Dieselvorrat aufstocken und dürfen erfahren, dass an keiner der ca. 10 Tankstellen eine Kartenzahlung möglich ist oder ein Geldautomat in der kleinen Stadt zu finden ist. Theoretisch müssten wir wieder zurück nach Elista (90 km) um dort Geld abzuheben, aber Jenny schafft es tatsächlich, nach längerer Diskussion, an der letzten Tankstelle ein Teil unserer US-$ in russische Währung umzutauschen und damit zu tanken. Ach ja, Wasser finden wir dann auch noch. Wir kaufen notgedrungen teures Trinkwasser in 5-Liter Kanistern und füllen unseren Tank. Auf dem Weg zu einer geeigneten Übernachtungsstelle stoßen wir noch auf eine Polizeisperre mit mehreren Polizeiwagen. Wir wollen unser Glück aber nicht weiter herausfordern (obwohl wir vermutlich mittlerweile beim Großteil der Polizisten bekannt sein dürften) und drehen vorher, um uns einen anderen Platz zu suchen. Wir übernachten wieder mitten in der Pampa unter einem Sternenhimmel.









 

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