S: Nach einem „längeren“ Aufenthalts am Ufer eines einsamen,
dunkelgrünen Sees umgeben von umherziehenden Kuhherden, entscheiden wir uns die
Zelte (in diesem Fall unser Vorzelt) wieder abzubauen und uns ins nächste
Abenteuer zu stürzen. Wir lassen die Stadt Elista hinter uns und machen uns auf
den Weg nach Yashkul. Eine neue Herausforderung ist die Versorgung mit halbwegs
sauberem Frischwasser für unseren Camper. Wir genießen nach einem heißen Tag
doch hin und wieder gerne eine kurze Dusche und dies verringert unsere Vorräte
doch ziemlich schnell. Außerdem finden wir leider nicht wie erhofft Dusch-
und/oder Waschmöglichkeiten für unsere Kleidung. Solange noch die großen
40-Tonner auf den Straßen zu sehen waren gab es ziemlich große Rastanlagen,
diese fehlen jetzt leider immer öfters. Yashkul ist offensichtlich eine
Transitstadt für (Reise-)Busse. Die Leute steigen kurz auf ziemlich fertigen
Bussen aus, gehen auf Toilette und/oder rauchen und nach energischem Hupen des
Busfahrers steigen diese wieder ein. Es ist eigentlich eine Stadt der
Toilettenhäuschen (noch nie haben wir irgendwo kostenpflichtige Toiletten
gesehen). Die Suche nach dem erhofften Wasser gerät ins Stocken. Jenny besucht
einen Ersatzteilladen für Autozubehör und fragt nach Sandfahrblechen (die wir
vermutlich doch etwas früher benötigen werden als am Anfang noch gedacht. Aber
solche Spezialteile finden wir hier natürlich nicht. Kurzerhand wird von den
Shopbesitzern ein englischsprechender Freund angerufen der extra von zu Hause mit
dem Auto angefahren kommt. Wir freuen uns über unseren exklusiven Dolmetscher
und quetschen ihn natürlich aus bis er uns zu verstehen gibt, dass er
eigentlich keine Zeit hat da er zur Arbeit muss. Unserer Meinung nach hat es
ihm aber auch Spass gemacht. Kurz vor Ende der Unterhaltung mit ihm hat er uns
dann noch vor Kasachstan gewarnt. Auf mehrmalige Rückfrage vor WAS er denn
warnt, konnte er uns aber keine Antwort geben (das erleben wir nicht zum ersten
Mal, es sind halt offensichtlich auch von Deutschland schon bekannte typische
Vorurteile) Dann wollen wir noch kurz einen WLAN/WiFi-Hotspot für unseren Blog
und für ein paar Skype-Anrufe nutzen, als direkt vor uns ein Polizeiwagen hält.
Ohje….vor dieser wurden wir so oft gewarnt. Wir skypten aber noch was länger
(die Polizei stand die ganze Zeit vor unserem Fahrzeug) und irgendwann musste
Annabelle auf Toilette. Also besuchten Jenny und Annabelle zur Abwechslung mal
eins der Toilettenhäuschen. Auf dem Rückweg ist dann Jenny mit den Polizisten
ins Gespräch gekommen was sich als erstaunlich freundlich, lustig und offen
erwies. Wir erfuhren etwas über die verschiedenen Ränge (es waren zwei
Star-Sergeants und ein „normaler“ Sergeant anwesend, wen ich an dieser Stelle
mit unserem Blog ansprechen möchte dürfte dem entsprechenden Leser dann auch
bekannt sein…) und die Polizisten versuchen uns zu erklären ob die Stadt jetzt
„ten hundert“ oder „ten thousand“ Einwohner hat. Dann verzogen wir uns noch mal
in unseren Sprinter um die restlichen Internetdinge zu regeln. Ein paar Stunden
davor hatte allerdings auch die komfortable Sitzgurteinstellung von Annabelles
Kindersitz den Geist aufgeben und wir versuchten diese zu reparieren um
Annabelle überhaupt wieder in ihrem Sitz festschnallen zu können. Das dauerte
dann doch länger als gedacht. Mittlerweile fuhr ein zweiter Polizeiwagen vor
(der erste war natürlich immer noch da) und jede unserer Tätigkeiten, im
beleuchteten Fahrzeug bei Nacht, wurden kritisch begutachtet. Nach dem Einsatz
brachialer Gewalt funktioniert der Sitz jetzt wieder halbwegs (hier einen neuen
Kindersitz zu bekommen wird vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit sein und
außerdem liebt Annabelle ihren Sitz ja wahnsinnig, so dass ein Wechsel
ausgeschlossen ist). Dann wollen wir noch kurz unseren Dieselvorrat aufstocken
und dürfen erfahren, dass an keiner der ca. 10 Tankstellen eine Kartenzahlung
möglich ist oder ein Geldautomat in der kleinen Stadt zu finden ist.
Theoretisch müssten wir wieder zurück nach Elista (90 km) um dort Geld
abzuheben, aber Jenny schafft es tatsächlich, nach längerer Diskussion, an der
letzten Tankstelle ein Teil unserer US-$ in russische Währung umzutauschen und
damit zu tanken. Ach ja, Wasser finden wir dann auch noch. Wir kaufen
notgedrungen teures Trinkwasser in 5-Liter Kanistern und füllen unseren Tank.
Auf dem Weg zu einer geeigneten Übernachtungsstelle stoßen wir noch auf eine
Polizeisperre mit mehreren Polizeiwagen. Wir wollen unser Glück aber nicht
weiter herausfordern (obwohl wir vermutlich mittlerweile beim Großteil der Polizisten
bekannt sein dürften) und drehen vorher, um uns einen anderen Platz zu suchen.
Wir übernachten wieder mitten in der Pampa unter einem Sternenhimmel.
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