Mittwoch, 7. August 2013

Zu Besuch bei den gastfreundlichsten Menschen oder soll das erst der Anfang sein?

J: Die Ukraine überrascht uns mit ihren überaus gastfreundlichen Menschen. Von selbst kommen sie auf uns zu und lassen sich auch durch die unbeschreibbar große Sprachbarriere nicht abschrecken. Keiner spricht Englisch oder Deutsch auch wenn sie es teils in der Schule gelernt haben. Wie wir aber erfahren, ist das Schulsystem in Bezug auf Fremdsprachen extrem schlecht organisiert wodurch die Kinder keinerlei Fortschritte machen…

Wir kommen uns zum Teil vor wie Aliens, die von einem fernen Planeten kommen und plötzlich in ihrer gewohnten Welt landen. Der Zeitunterschied zu Deutschland ist eine Stunde trotzdem kommt es uns vor, als ob wir viele Jahrzehnte in die Vergangenheit gereist sind… Kurz nach der Grenze wundere ich mich über Pferdeäpfel auf der Autobahn…

In den Dörfern werden die täglichen Arbeiten noch mit simplen Pferdewagen erledigt. Güter werden von A nach B transportiert, das Heu wird von den Feldern geholt nachdem es mit der Sense geschnitten wurde und die Kühe werden zu ihren Weideplätzen gebracht. Kuhzäune wie wir sie kennen gibt es nicht, die Kühe, Ziegen oder Pferde werden immer dort angebunden wo es gerade am saftigsten ist. (auch direkt neben der Autobahn oder Bushaltestelle)

Wir werden mit frisch gepflückten Früchten und Gemüse beschenkt, es wird stets viel gelacht und keiner versteht was der andere sagt. Inzwischen haben wir uns die Taktik angewöhnt, einfach loszureden dabei Pantomime zu spielen und einfach viel zu lachen. Die Leute schauen einem direkt in die Augen und halten intensiven Blickkontakt, was für unsere Gesellschaft schon fast ungewöhnlich ist. Es scheint als würden sie versuchen durch die Augen in das Innere zu blicken um zu erfahren wer wir sind, da sie uns ja nicht fragen können. Die Kontakte sind allesamt sehr angenehm und freundlich und die Menschen schliessen einen schnell ins Herz. Zur Verabschiedung werden wir zum Teil abgeknutscht und den Leuten stehen die Tränen in den Augen. Ich sage die Leute, da die Sprachbarriere oft so groß ist, dass es unmöglich ist ihre Namen zu erfahren selbst wenn wir wiederholt unsere Namen sagen und immer und immer wieder auf uns zeigen.

Es ereignen sich viele lustige Zufälle, wie das Mädchen welches gerade dann über das Feld, von der Kilometer entfernten Bushaltestelle, spaziert kommt als wir mit den Omis vom Badeteich an einer Kreuzung im Dorf stehen. „Mary“ die Englisch und Deutsch studiert, hat vor ihre Oma zu besuchen und bietet selbstverständlich an, sowohl am gleichen Abend als auch am nächsten Tag als Übersetzerin zu fungieren. Da die Omis keine vegetarische Suppe zu Hause haben organisieren sie eine andere Familie im Dorf, die uns herzlich empfängt und mit deftigem Kartoffeleintopf bekocht. Fragt nicht wie wir ihnen beibringen konnten, dass wir Vegetarier sind…haha Ein Besonderheit der Einladungen besteht darin, dass nur die Gäste essen und die gesamte Familie dabei hungernd vor uns sitzt.

Das wir zum Frühstück wiederkommen ist eine Selbstverständlichkeit und natürlich könnten wir auch bei ihnen schlafen. Das Frühstück wird trotz meiner Bedenken bzgl Essen mit Zweijährigem Kind, auf der feinsten Samttischdecke serviert, natürlich wieder exclusiv für uns frisch gekocht. Buchweizen für Annabelle mit frisch gemolkener Milch von der 15Jährigen schwangeren Kuh die wir kurz nach dem Hahnenschrei gemolken hatten. Ja der Hahn ersetzt hier immer noch jeden Wecker und ein Hahn weckt den anderen so das innerhalb ein paar Minuten das ganze Dorf wach ist. In der früh werden die Tiere aus ihrem Stall freigelassen, die Kücken aus ihrer Pappbox in der Küche befreit, das Grünzeug für die Schweine zerkleinert und alle anderen Tiere gefüttert,etc.

Bevor wir gehen läuft Maxime der jüngste Sohn der Familie mit einem Spaten bewaffnet raus aufs Feld und sticht uns „erntefrische“ Kartoffeln. Bepackt mit Gurken, Äpfeln und vielen Glückwünschen für die Reise verlassen wir diesen schönen Ort, am Ende einer bewachsenen Allee mit dem beisenden Wachhund, den wetterbedingt aggressiven Bienen und herzlichen Menschen.

Unsere Reiseroute ist auch ansonsten immer von Zufällen geprägt, wir werden geleitet von Annabelles launen und fahren dann in das Dorf ab welches gerade am Wegesrand liegt, links rechts links rechts rechts links und schon stehen wir am perfekten Übernachtungs- oder Rastplatz, bis jetzt ein perfektes System haha…





















 

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Mensch, das hört sich ja alles nach einer Bilderbuchreise an. Gastfreundschaft, Tiere für kleine kinder, etc. Könnte es besser laufen? Sergeant