Wir kommen uns zum Teil vor wie Aliens, die von einem fernen
Planeten kommen und plötzlich in ihrer gewohnten Welt landen. Der
Zeitunterschied zu Deutschland ist eine Stunde trotzdem kommt es uns vor, als
ob wir viele Jahrzehnte in die Vergangenheit gereist sind… Kurz nach der Grenze
wundere ich mich über Pferdeäpfel auf der Autobahn…
In den Dörfern werden die täglichen Arbeiten noch mit
simplen Pferdewagen erledigt. Güter werden von A nach B transportiert, das Heu
wird von den Feldern geholt nachdem es mit der Sense geschnitten wurde und die
Kühe werden zu ihren Weideplätzen gebracht. Kuhzäune wie wir sie kennen gibt es
nicht, die Kühe, Ziegen oder Pferde werden immer dort angebunden wo es gerade
am saftigsten ist. (auch direkt neben der Autobahn oder Bushaltestelle)
Wir werden mit frisch gepflückten Früchten und Gemüse
beschenkt, es wird stets viel gelacht und keiner versteht was der andere sagt.
Inzwischen haben wir uns die Taktik angewöhnt, einfach loszureden dabei
Pantomime zu spielen und einfach viel zu lachen. Die Leute schauen einem direkt
in die Augen und halten intensiven Blickkontakt, was für unsere Gesellschaft
schon fast ungewöhnlich ist. Es scheint als würden sie versuchen durch die
Augen in das Innere zu blicken um zu erfahren wer wir sind, da sie uns ja nicht
fragen können. Die Kontakte sind allesamt sehr angenehm und freundlich und die
Menschen schliessen einen schnell ins Herz. Zur Verabschiedung werden wir zum
Teil abgeknutscht und den Leuten stehen die Tränen in den Augen. Ich sage die Leute,
da die Sprachbarriere oft so groß ist, dass es unmöglich ist ihre Namen zu
erfahren selbst wenn wir wiederholt unsere Namen sagen und immer und immer
wieder auf uns zeigen.
Es ereignen sich viele lustige Zufälle, wie das Mädchen
welches gerade dann über das Feld, von der Kilometer entfernten Bushaltestelle,
spaziert kommt als wir mit den Omis vom Badeteich an einer Kreuzung im Dorf
stehen. „Mary“ die Englisch und Deutsch studiert, hat vor ihre Oma zu besuchen
und bietet selbstverständlich an, sowohl am gleichen Abend als auch am nächsten
Tag als Übersetzerin zu fungieren. Da die Omis keine vegetarische Suppe zu
Hause haben organisieren sie eine andere Familie im Dorf, die uns herzlich
empfängt und mit deftigem Kartoffeleintopf bekocht. Fragt nicht wie wir ihnen
beibringen konnten, dass wir Vegetarier sind…haha Ein Besonderheit der
Einladungen besteht darin, dass nur die Gäste essen und die gesamte Familie
dabei hungernd vor uns sitzt.
Das wir zum Frühstück wiederkommen ist eine
Selbstverständlichkeit und natürlich könnten wir auch bei ihnen schlafen. Das
Frühstück wird trotz meiner Bedenken bzgl Essen mit Zweijährigem Kind, auf der
feinsten Samttischdecke serviert, natürlich wieder exclusiv für uns frisch
gekocht. Buchweizen für Annabelle mit frisch gemolkener Milch von der
15Jährigen schwangeren Kuh die wir kurz nach dem Hahnenschrei gemolken hatten.
Ja der Hahn ersetzt hier immer noch jeden Wecker und ein Hahn weckt den anderen
so das innerhalb ein paar Minuten das ganze Dorf wach ist. In der früh werden
die Tiere aus ihrem Stall freigelassen, die Kücken aus ihrer Pappbox in der
Küche befreit, das Grünzeug für die Schweine zerkleinert und alle anderen Tiere
gefüttert,etc.
Bevor wir gehen läuft Maxime der jüngste Sohn der Familie
mit einem Spaten bewaffnet raus aufs Feld und sticht uns „erntefrische“
Kartoffeln. Bepackt mit Gurken, Äpfeln und vielen Glückwünschen für die Reise
verlassen wir diesen schönen Ort, am Ende einer bewachsenen Allee mit dem
beisenden Wachhund, den wetterbedingt aggressiven Bienen und herzlichen
Menschen.
Unsere Reiseroute ist auch ansonsten immer von Zufällen
geprägt, wir werden geleitet von Annabelles launen und fahren dann in das Dorf
ab welches gerade am Wegesrand liegt, links rechts links rechts rechts links
und schon stehen wir am perfekten Übernachtungs- oder Rastplatz, bis jetzt ein
perfektes System haha…
1 Kommentar:
Mensch, das hört sich ja alles nach einer Bilderbuchreise an. Gastfreundschaft, Tiere für kleine kinder, etc. Könnte es besser laufen? Sergeant
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