Wenn nur nicht der Lärm wäre....im 30 Minuten-Takt kommen irgendwelche ziemlich lauten Dieselloks vorbei und lassen wie schon erwähnt die Erde beben. Zu allem Überfluss ist das Gleis an der Stelle neben unserem Fahrzeug auch noch repariert worden (auf kasachische Art) und jedes einzelne Zugrad macht noch zusätzlich Krach. Super! Aber Annabelle freut sich nach wie vor über jeden einzelnen Zug....besonders die Züge die zusätzlich auch noch wie wahnsinnig hupen!
Wir spielen schon mit dem Gedanken in einer Nacht- und Nebelaktion einen der Züge entgleisen zu lassen. Das würde dann zwar 1x RICHTIG Krach machen aber wir hätten dann vermutlich für ein paar Tage Ruhe!
An die stark befahrene Straße haben wir uns mittlerweile schon fast gewöhnt. Sobald es aber dunkel wird verwandelt sich ein Teil der Straße regelrecht in eine Rennstrecke (vielleicht ist die Polizeipräsenz hier geringer da wir ja in einem Industriegebiet stehen?) und hochgetunte Autos und Motorräder brettern an uns vorbei (die Hälfte der Fahrzeuge scheint keinen Auspuff zu haben) oder benutzen die Ampel für irgendwelche Beschleunigungsrennen? Naja, letzte Nacht haben ich zumindest mal ein paar Stunden am Stück schlafen können (Jennay und Annabelle macht der ganze Krach offensichtlich etwas weniger aus). Direkt neben unserem Übernachtungsplatz gibt es einen ziemlich weitläufigen Park. Bei einem Abendspaziergang wurden wir aber von einer Frau hingewiesen, den hinteren Teil des Parks aber besser zu meiden da sich dort wohl Drogenabhängige aufhalten würden (Zitat: "Bad people"). Das Highlight am heutigen Tag ist die Zerteilung eines alten, ausgeschlachteten Opel Commodore der neben uns beherbergt war. Der Azubi ist seit heute Morgen dabei das Auto mit der Flex in kleine Teile zu zerlegen. Vier Flexscheiben sind mindestens schon draufgegangen und er ist noch nicht fertig. Annabelle liebt es dem umherfliegenden Funkenregen zuzusehen.
Heute Mittag kam eine besorgt aussehende Frau zu Annabelle und mir und fragte ob wir Hilfe benötigen würden. Wir nutzen ihre guten Englischkenntnisse um allerhand Fragen loszuwerden und Tipps zu bekommen. Sie bot uns sogar an uns ans Ende der Stadt zu einem Vergnügungszentrum zu fahren - man muss immer wieder erwähnen wie freundlich und hilfsbereit die Menschen hier sind.
Am Freitag waren wir bei der Migration Police um uns um unsere Visa zu kümmern (die laufen nämlich am Sonntag ab). Es soll nämlich eigentlich nicht möglich sein ein Touristen-Visa zu verlängern. Also bersorgen wir uns ein Schreiben der Werkstatt, dass wir hier in Almaty feststecken und auf die Ersatzteillieferung aus Deutschland warten. Eigentlich müssten wir nämlich bis morgen nach Kirgistan ausreisen um dann in der dortigen Hauptstadt ein neues Visa für Kasachstan zu beantragen. Das ist für uns aber unmöglich da wir a) kein Auto haben (mit Mietwagen darf man das Land nicht verlassen), b) die Züge ins Nachbarland wohl schon Wochen vorher ausgebucht sind, c) die Strecke nach Bishkek die unfallträchtigsten Route von ganz Kasachstan sein soll, d) wir dann mindestens noch mal eine Woche dort festhängen und nicht an unsere Teile kommen würden und, und, und.
Am Schalter tragen wir dann unser Anliegen vor (wir sind vorbereitet in Tränen zu versinken und haben Annabelle vorab erklärt das sie nicht fröhlich winken dürfte) und bekommen eine einfach Antwort: "Come back on Monday (dann ist das Visa abgelaufen), pay 200 $ Penalty". Wir sind ziemlich überrascht und erfahren von einer weiteren Person, dass wir nach Zahlung dieser Summe wohl weitere 15 Tage im Land bleiben dürften. Hoffentlich stellt sich die Auskunft auch als wahr heraus....
Anschließend schlendern wir etwas in der Gegend rum, beobachten eine Kehrmaschine welche die Straße reinigt. Sie tut dies, indem sie sämtlichen Müll und Dreck mit einem starken Wasserstrahl auf den Bürgersteig spült. Lustig ist es dabei die Leute zu beobachten die sich panikartig vor den herannahenden Wassermassen versuchen in Sicherheit zu bringen: Menschen springen von der Strasse, Leute die gerade ihre Einkäufe in ihre Fahrzeuge einladen möchten schmeißen alles nur noch schnell irgendwie in das Fahrzeug und versuchen die Türen zu schließen und die Warnschilder der Baustelle werden einfach weggespült. Wirklich spektakulär!
Dann schaffen wir es noch Annabelle zum Spielen in ein Kindergartengelände einzuschleusen. Wir werden kritisch begutachtet aber keiner sagt etwas.
In einer Mall finden wir dann noch ein Spieleparadies für Annabelle indem Sie sich richtig austobt: Ein gepolstertes Karussell, ein Schwabbeltrampolin, ein schaukelndes Boot, und, und, und.
Auf dem Rückweg zu unserem "Traum-Spot" müssen wir noch ein wenig mit ein paar Taxifahrern diskutieren (einer der Fahrer möchte partout nicht seine Anschnallgurte der Rücksitzbank herausholen) aber letztendlich bekommen wir dann doch noch ein geeignetes Fahrzeug.
"Zu Hause" angekommen mache ich mich dann alleine mit unserem Taxifahrer auf den Weg unsere Batterie abzuholen welche an einem "Spezialgerät" geladen wurde (die ungefähre Adresse von dem Shop haben wir uns aufschreiben lassen). Er kurvt hin- und her und plötzlich landen wir in einem Autoschrauberbezirk (an jedem, wirklich an jedem Auto auf der Straße wird rumgeschraubt, wie eine riesengroße Open-Air-Werkstatt nur das dazwischen Leute noch versuchen Auto zu fahren). Der Fahrer fragt mich was für eine Batterie ich den bräuchte? Oh, nein! Ich versuche ihm zu erklären, dass ich zu der besagten Adresse müsste aber er ist sich ganz sicher, dass es die Batterie auch hier geben würde. Ich frage nach einer Karte, er hat aber keine (welcher Taxifahrer hat denn keine Straßenkarte?) von Navi ganz zu schweigen. Also telefoniert er rum (alles natürlich während der Fahrt) und schlägt schlussendlich vor zu einem Hotel zu fahren deren Personal als Übersetzunghilfe fungieren soll. Gesagt, getan. Wir halten bei einem noblen Hotel und ich versuche dem Personal zu erklären wo ich denn hin müsste (die hatten natürlich auch keine Karte). Es wird diskutiert und man möchte mir erzählen, dass die Adresse in einem anderen Staat liegt....
Ich setze mich an das Internet-Terminal und versuche dem Personal zu erklären wo ich hin müsste. Auf einmal sind es "nur" noch 40 Minuten. Doch das kann ich nicht glauben. Also bitte ich das Hotelpersonal mir auf der Karte zu zeigen wo denn das Hotel wäre. Es wird mit drei Leuten fünf Minuten lang gesucht (zwischenzeitlich auch mal in Südamerika). Ich unterbreche die Sucherei und frage nach dem Hotelnamen um Mister Google zu befragen. Keiner der Anwesenden kann mir den Hotelnamen sagen. Also renne ich kurz mal vor das Hotel, um selber nachzusehen. Ich finde das Hotel (es ist Luftlinie keine drei Kilometer von dem Batterie-Shop entfernt). Also wieder ins Taxi, die Polizei bei einem Einfädelvorgang angehupt und dann kommen wir tatsächlich auch an. Meine Batterie steht frisch geladen vor dem "Spezial-Gerät" (Ein stinknormales Ladegerät welches mit zwei losen Drähten mit der Wandsteckdose verbunden ist) und wir verschwinden ziemlich schnell wieder. Dann verbringen wir zu dritt (Der Taxifahrer, die Batterie und ich) noch ca. fünf Minuten auf dem Mittelstreifen einer 6-spurigen Straße (das werde ich nie wieder machen, aber man schärft seine Sinne, wenn man versuchen muss im Sekundentakt herannahenden Seitenspiegeln auszuweichen).
Bei einem weiteren Spaziergang treffen wir noch auf Maxim (einem 3-jährigen Spiegefährten für Annabelle auf seinem 4WD-Bobbycar) und die Beiden heizen bis spät in den Abend auf der Straße um die Wette (bei dem Kommando "Machina" fahren beide immer an den Rand, um herannahende Fahrzeuge passieren zu lassen).
1 Kommentar:
Also das mit den Zuganschlagplänen hätte ich nun wirklich nicht von euch erwartet! ( Kopf schüttel)
Wessen Idee war das denn überhaupt?
Nananana... ;)
Kommentar veröffentlichen