Mittwoch, 25. September 2013

Es geht weiter - die Ersatzteile sind endlich da

S: Heute ist Freitag – der Freitag an dem unsere dringend erwarteten Ersatzteile aus Deutschland eintreffen sollen. Der ADAC informiert uns, dass die Frachtmachine um 5:10 Uhr landen soll. Gegen 7:15 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Flughafen von Almaty (unsere neuen Iglhaut-Sprinter-Nachbarn fahren uns freundlicherweise und ersparen uns so die manchmal doch ziemlich aufwendige Suche nach einem Taxi) um unsere Ersatzteile im Empfang zu nehmen. Wie beginnen unsere Suche am Passagierterminal und hoffen uns auf diese Weise irgendwie zum Fracht- bzw. Cargo-Terminal durchzufragen. Aber dies stellt sich leider wirklich als Spießrutenlauf heraus:
- Vom Informationsschalter geht es nach ewiger Diskutiererrei zum Lost-and-Found-Schalter. Hier wird uns erklärt, dass diese unser Paket nicht haben. Wir sollten aber mal auf dem Gepäckband schauen. Ich erkläre 10x, dass es eine Cargo-Maschine ist welches unser Paket mitgebracht hat, dann werden wir zum Schalter von Turkish Airways geschickt.
- Hier warten wir ewig (wir wussten auch, dass wir hier nicht richtig sein werden) um dann zu erfahren, dass wir uns in Raum 15 eines anderen Gebäude begeben sollten. Froher Erwartung dort unser Paket zu bekommen, begaben wir uns dorthin. Ein Mitarbeiter der Airline erklärte, dass das alles kein Problem sein, notierte die vermeintliche russische Übersetzung von „Cargo-Terminal" auf einen Zettel und gab uns noch den Hinweis, dass wir maximal 200-300 Tenge (1-1,50 €) für die Fahrt dorthin bezahlen sollten.
- Auf zum Taxi-Stand: Wir reichten den Zettel mindestens durch 10 Hände, es wurde genickt und „da da" (russisch für ja ja) gerufen, wir wurden in ein Taxi gesetzt (der Preis lag dann doch bei 3.000 Tenge aber das war uns mittlerweile egal und immer noch besser als das erste Angebot von 50 $) und der Fahrer wollte gerade losfahren. Wir fragten ihn aber sicherheitshalber noch mal, ob er denn auch wirklich wüsste wohin. Er sagte ganz klar  „Hotel" und konnte es gar nicht erwarten loszufahren (von hinten wurde nämlich immer wieder von den Kollegen gegen sein Taxi getreten). Der Fahrer hatte also überhaupt keine Ahnung wo es hingehen sollte – also stiegen wir schnell wieder aus.
- Zurück in Raum 15. Wir erklärten dem Mitarbeiter, dass keiner seine Übersetzung lesen und/oder verstehen konnte und das Wucherpreise verlangt werden würden. Er telefonierte kurz und ging dann mit uns zum Taxistand. Er fand einen privaten Taxifahrer (einen ziemlich schrägen Typen der ziemlich bekifft aussah), erklärte ihm den Weg, verhandelte 500 Tenge für die Fahrt und wir verließen voller Vorfreude das Flughafengebäude um zu seinem Auto zu gehen. Aber was macht der Typ kaum hat er das Terminal verlassen? Er geht zum nächsten „Kollegen" und fragt wo er denn hinmüsste! Das gibt es doch gar nicht! Keiner konnte ihm helfen (das wunderte uns natürlich nicht), also geht er mit mir zur Gepäckaufbewahrung ins Terminal zurück und wird dann von dort aus mit mir zum altbekannten Lost-and-Found-Schalter geschickt! Ohne uns – Schluss damit. Ich verabschiede mich und wir versuchen beim Security-Personal weiterzukommen. Eine kasachische Frau hilft uns zu übersetzten und dann wird uns endlich mal auf einer Karte gezeigt, wo wir denn eigentlich hin müssen: Das Cargo-Terminal ist keine 2 km entfernt und zu Fuß zu erreichen – ein erstes Erfolgserlebnis!
- Raus aus dem Terminal (wir haben die Schnauze voll, es sind mittlerweile schon 3 Stunden vergangen), wir laufen zum Cargo-Terminal (da fährt sogar ein Bus hin) und fragen uns auf dem Weg dorthin immer wieder, was denn so schwierig daran sein kann, jemanden den Weg zu einem anderen Terminalgebäude zu erklären (Anmerkung: Der Flughafen von Almaty ist wirklich sehr überschaubar).
- Ankunft am Cargo-Terminal. Wir werden wieder hin und hergeschickt und erfahren, dass es „nicht so einfach ist" an das Paket zu kommen. Es folgen wieder unzählige Diskussionen, Telefongespräche mit „Dolmetschern" und nach einer weiteren Stunde werden wir zu einem Broker geschickt (den wollten wir eigentlich versuchen zu vermeiden). Dieser gibt uns zu verstehen, dass wir ohne eine kasachische ID (die bekommen nur einheimische Kasachen) mehrere Tage auf das Paket warten müssten, er aber einen Weg kennen würde, dies zu „beschleunigen". Uns bleibt nichts anderes übrig und wir nehmen seine Dienste in Anspruch. Für diesen Service zahlen wir über 300$, reinster Wucher aber was sollen wir machen (wir erfahren später, dass selbst das Mercedes-Autohaus zwischen drei und vier Tagen für die Auslösung der Waren benötigt)?
- Kurz nach 15 Uhr halten wir tatsächlich das langersehnte Paket in den Händen. Wir nehmen ein Privat-Taxi zurück zur Werkstatt wo wir schon erwartet werden. Der deutschsprachige Mitarbeiter garantiert uns noch mal, dass die Arbeiten an unserem Fahrzeug noch heute abgeschlossen werden würden, egal wie lange es dauern würde.
- Kaum war das Fahrzeug wieder in der Werkstatt bildete sich die altbekannte Traube an Mechanikern an unserem Fahrzeug. Wirklich voran ging aber nichts, es wurde hauptsächlich geschaut, dann etwas erzählt und dann waren wieder alle Mechaniker verschwunden. Um 18:00 Uhr war dann Feierabend und der Großteil der Mitarbeiter auf dem Weg nach Hause. Aber es blieben zwei Mechaniker da, und der Meister (Sergey) würde später wiederkommen. Die Beiden kloppten und schraubten kräftig am Fahrzeug rum, gegen 21:00 Uhr war dann auch wieder der Meister da (inkl. eines dritten Mechanikers der im Freizeitdress aufkreuzte). Einer der Mechaniker (ich nannte ihn immer Goliath, weil er Arme und Hände wie ein Berserker hatte und scheinbar der Spezialist für die schweren Arbeiten war) verletzte sich dann noch und war erstmal aus dem Rennen. Kurzerhand übernahm Mr. Freizeitdress, bis es ihm wieder besser ging und am Ende arbeiteten alle Vier an unserem Sprinter.
Was soll ich sagen? Um 1:00 Uhr Nachts rollte unser Sprinter mit neuer Querblattfeder auf den Hof der Werkstatt. Die Jungs haben echt super Arbeit geleistet und trotz ihrer schon vorangehenden 8-Stunden-Schicht, unermüdlich an dem Fahrzeug gearbeitet. Mir wären wirklich fast die Tränen vor Dankbarkeit gekommen.
 
Am Ende noch eine kleine Zusammenfassung der Reparaturen am Fahrzeug
  • Instandsetzung Hecktürverriegelung, Zusatzschloss Beifahrerseite, Verlängerung Auspuff, Austausch der Bordbatterie
  • Austausch der Querblattfeder und Austausch gegen eine verstärkte/doppelte Feder
  • Austausch irgendwelcher Gummipuffer an den vorderen und hinteren Stabilisatoren, temporäres einsetzten einer Spezialfeder, um das Fahrzeug während der Standzeit gerade zu stellen
  • Kontrolle der Ölstände im (Verteiler-)Getriebe und den Differenzialen
  • Abschmieren sämtlicher Kreuzgelenke an der Kardanwelle
  • Einstellen der Spur (wheel alignment)
 
Wir sind dann noch am gleichen Abend aufgebrochen, um uns einen etwas ruhigeren Übernachtungsplatz zu suchen...
 

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