J: Der Übertritt nach Kasachstan wurde uns beinahe verweigert, weil die russischen Zollbeamten sich aus unseren deutschen Pässen und den unterschiedlichen Visa keinen Reim machen konnten. Sie redeten mit mehreren Beamten auf russisch auf uns ein und wir redeten unbeeindruckt auf deutsch auf sie ein, nach und nach wurden immer mehr Zollbeamte zur Hilfe gerufen und jeder beäugte die Pässe ungläubig. Wir grinsten mit einer Gelassenheit die ganze Zeit vor uns hin und irgendwann grinsten alle mit uns und schwups waren wir durch den ersten Teil der Grenze durch. Nach weiteren 10km Grenzgebiet, machten wir Bekanntschaft mit den kasachischen Grenzgepflogenheiten. Bei der abermaligen Durchsuchung des Fahrzeugs, wurde der gute Beamte von einem Kleiderberg erschlagen und hatte danach ziemlich schnell die Nase voll, das Fahrzeug noch näher unter die Lupe zu nehmen. Er zeigte noch auf diverse Balsamicoflaschen immer mit dem grinsend fragenden Blick, „Vodka?“ doch wir mussten ihn leider enttäuschen.
Danach wurden Fahrer von Passagieren getrennt und in unterschiedliche Gebäude gebeten. Der Grenzebeamte fotografierte uns und wollte ebenfalls einen Aufstand wegen der Visa machen, wurde dann aber durch die größeren Probleme mit der vorherigen Familie abgelenkt und winkte uns schließlich durch. Der Grenzbalken wurde von Hand gehoben und schon ging der Kulturschock los. Frauen und Männer prügelten sich, wild fuchtelnd neben unserem Fahrzeug, um uns als Kunden zu gewinnen, schlugen gegen das Fahrzeug. Wir hatten genug – nichts wie weg hier! Schon ein paar hundert Meter weiter, wurden wir von der ersten Polizeikontrolle herausgewunken. Wir grinsten wie immer mit unserem schönsten Zahnputzlächeln und ließen unser dressiertes Äffchen winken. Alles halb so schlimm, die sagenumwobene kasachische Polizei, war freundlich interessiert und ließ uns unsere Weges fahren.
Doch nach ein paar hundert Metern, sank unser Adrenalinlevel und wir besonnen uns, nicht den gleichen Fehler wie in den zuvor bereisten Ländern zu machen und drehten um. Wir fuhren zurück zur Grenze, parkten ein Stück entfernt der Grenze und konnten uns somit einen Großteil der wilden Meute vom Leib halten. Dort wechselten wir Geld und schlossen eine kasachische Versicherung ab, von der wir bis heute keine Ahnung haben, wofür sie eigentlich ist. Aber der Polizei gefällt sie, wie wir bei einer späteren Polizeikontrolle feststellen konnten. Die Versicherungspolice wurde auf einem wichtig aussehenden Papier ausgedruckt, was aber auch das einzige professionelle an diesem Versicherungsabschluss war. In der kleinen Blechbaracke war mehr Sand als draußen und im Hintergrund stand ein moderiges Bett und mehr und mehr Goldzähne gesellten sich zu uns, um die Außerirdischen zu betrachten.
„Welcome to Kasachstan“ schallte es uns hinterher, als wir durch die niedrige Tür unserem nächsten Abenteuer entgegen spazierten. Darauf hatten wir gewartet, auf diesen einen kleinen Satz, der es uns warm ums Herz werden ließ- „Welcome to Kasachstan“.
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