J: Wir sind nun seit fast einem Monat in Kasachstan
unterwegs und die Ereignisse überschlagen sich und lassen kaum Zeit zu
verdauen…
Im Moment sitzen wir in Almaty, der früheren Hauptstadt von
Kasachstan, fest.
In einer Nacht und Nebel Aktion ist uns die vordere
Querblattfeder gebrochen und bis diese mit Ersatzteilen aus Deutschland
repariert werden kann, liegt unser neues zu Hause zwischen der Mercedes Benz
Werkstatt und einer extrem lauten Bahnschiene (die das Fahrzeug, nicht nur
durchs hupen, sondern allein durch die Vibration zum erzittern bringt) und
einer bis spät in die Nacht stark befahrenen Straße. Was soll man sagen ein
Traum-Spot..
Wie es dazu kam.. wir waren, nach aufwendiger Batterietauschaktion,
auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Nachdem wir zuvor schon
einmal zum Frühstück Bekanntschaft mit den uniformierten Freunden gemacht
hatten (die ihre zuerst festgelegte Summe, während der Verhandlungen auch gerne
mal verzehnfachen!!- Auch wenn wir nach geschicktem Rückzug und erprobten
Verhandlungsgeschick unseres Münchner Freundes, keinen einzigen Tenge zahlen
mussten…), entschieden wir uns die Stadt für die Nacht zu meiden.
Wir fuhren ohne geeignetes Navigationsgerät (leider leitet
uns unser treues TOM TOM nicht durch Kasachstan), ziellos in die Berge.. es
wurde steiler und steiler und es war kein geeigneter Übernachtungsplatz in
Sicht.. also folgten wir der immer enger werdenden Straße, die langsam aber
sicher, eher einem Flussbett als einer Straße glich, hoch in die Berge.. es gab
keinerlei Möglichkeit zu drehen, es war dunkel und der Abhang fiel steil ab.
Nachdem runterhängende Äste den weiteren Weg unbefahrbar machten, hielten wir
kurz an.. in der Ferne näherte sich ein Taschenlampenlicht, gefolgt von wild
bellenden Hunden. Es war stockdunkel und der Mann redete wild gestikulierend
auf kasachisch auf uns ein. Wir dürften nicht weiterfahren, da dort oben die
Kühe schlafen würden und es gäbe sowieso keine Möglichkeit zu drehen und
sowieso was machen wir hier eigentlich, was wollen wir hier und und..
Wir rollten unter seinen wilden Schreien den Berg hinab,
hörten einander nicht mehr und steckten plötzlich in einem gefährlichen Loch
über einem Betonrohr – das Rad drehte durch, zum Glück konnten wir uns wieder
befreien.. Alle schrien- Panik lag in der Luft –und Annabelle schlief
seelenruhig in ihrem Sitz und bekam von alle dem gar nichts mit!
Mit der Zigarette an der Lippe, dem zahnlosen Mund, den
heruntergerissenen Kleidern, der Schreierei und den wilden Gestikulationen,
hätte er einem Thriller entsprungen seien können.
Er versuchte uns zu überzeugen zurückzusetzen oder muss man
sagen hochzusetzten, in all dem Gewirr gab es plötzlich einen lauten Knall und
wir hatten das Gefühl, das Fahrzeug wäre unter uns zusammengebrochen. Die
Querblattfeder, eine bekannte Iglhaut Schwachstelle, war durchgebrochen. Das
Fahrzeug hing schief und im Schneckentempo rollten wir den Berg zur nächsten
halbwegs geraden Stelle, wenn man davon reden kann, wenn man die ganze Nacht in
eine Richtung runterrollt.
Nach einer schlecht, bis gar nicht geschlafenen Nacht,
klopft um 6 Uhr morgens, ein Cowboy hoch zu Ross (der Mann von letzter Nacht)
ans Fenster und fragt, ob wir etwas zu trinken haben oder möchten?! Bevor ich
die Situation klären kann, gallopiert er schon davon und kommt kurze Zeit
später mit einer Kanne Tee und ein paar Äpfeln zurück. Hier oben gibt es zu
allem Überfluss weder Handy noch Internetempfang und die gestern getauschte
Batterie funktioniert noch schlechter als die alte und ist inzwischen ganz
ausgefallen.
Der nette Cowboy hilft uns schließlich über Stunden hinweg,
einen Abschleppwagen zu organisieren. Wir klettern immer wieder hoch in die
Berge, um Empfang fürs Handy bzw. Internet zu erhaschen und die Bergungsaktion
und den Ersatzteilversand aus Deutschland zu organisieren. Ich weiß jetzt auch,
dass Kühe keine bewusstseinverändernden Pflanzen fressen, denn die gab es hier reichlich.
In der Zwischenzeit machten wir Bekanntschaft mit zwei
weiteren Cowboys und kommen in den Genuss den wilden Hengst unseres neuen
Freundes zu reiten. Annabelle verzichtet- vielleicht weil sie den anderen
Hengst gerade neben sich steigen sehen hat (wie in einem alten Westernfilm).
Die peitschen knallen und weg sind sie.
Nach Stunden kommt der heiß ersehnte Abschleppwagen, der
Cowboy handelt für uns sogar noch einen um die Hälfte billigeren Preis heraus,
und wir machen uns auf die schweißtreibende Abfahrt. Annabelle sitzt brav in
ihrer Manduca und sieht ihr „Haus“ den Offroadtrack hinunterschaukeln und das
ohne Federung. Stefan spürt jedes Schlagloch am eigenen Leib und leitet den
verzüglichen Fahrer passgenau unter den viel zu niedrig scheinenden
Gasleitungen und Bäumen durch.
Wir haben Glück und die wahrscheinlich einzige Mercedes
Werkstatt in ganz Kasachstan, liegt gleich um die „Ecke“. Dort wird uns
kompetent geholfen und wir finden sogar einen halbwegs deutschsprechenden
Mitarbeiter (deutschstämmiger Kasache). Jetzt müssen wir nur noch auf die
Lieferung aus Deutschland warten und unsere Visa irgendwie verlängert bekommen.
Großer Dank gilt hier sowohl Franziska für die schnelle
Organisation und dem Iglhaut-Team, die innerhalb kürzester Zeit unsere
Spezialteile geschweist, lackiert und versandbereit gemacht haben. Jetzt liegt
alle Hoffnung auf der ADAC Lieferung!
Fotos folgen sobald wir eine bessere Internetverbindung
herstellen können……
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