Freitag, 13. September 2013

"Kurzes" Update September 2013


J: Wir sind nun seit fast einem Monat in Kasachstan unterwegs und die Ereignisse überschlagen sich und lassen kaum Zeit zu verdauen…

Im Moment sitzen wir in Almaty, der früheren Hauptstadt von Kasachstan, fest.

In einer Nacht und Nebel Aktion ist uns die vordere Querblattfeder gebrochen und bis diese mit Ersatzteilen aus Deutschland repariert werden kann, liegt unser neues zu Hause zwischen der Mercedes Benz Werkstatt und einer extrem lauten Bahnschiene (die das Fahrzeug, nicht nur durchs hupen, sondern allein durch die Vibration zum erzittern bringt) und einer bis spät in die Nacht stark befahrenen Straße. Was soll man sagen ein Traum-Spot..

Wie es dazu kam.. wir waren, nach aufwendiger Batterietauschaktion, auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Nachdem wir zuvor schon einmal zum Frühstück Bekanntschaft mit den uniformierten Freunden gemacht hatten (die ihre zuerst festgelegte Summe, während der Verhandlungen auch gerne mal verzehnfachen!!- Auch wenn wir nach geschicktem Rückzug und erprobten Verhandlungsgeschick unseres Münchner Freundes, keinen einzigen Tenge zahlen mussten…), entschieden wir uns die Stadt für die Nacht zu meiden.

Wir fuhren ohne geeignetes Navigationsgerät (leider leitet uns unser treues TOM TOM nicht durch Kasachstan), ziellos in die Berge.. es wurde steiler und steiler und es war kein geeigneter Übernachtungsplatz in Sicht.. also folgten wir der immer enger werdenden Straße, die langsam aber sicher, eher einem Flussbett als einer Straße glich, hoch in die Berge.. es gab keinerlei Möglichkeit zu drehen, es war dunkel und der Abhang fiel steil ab. Nachdem runterhängende Äste den weiteren Weg unbefahrbar machten, hielten wir kurz an.. in der Ferne näherte sich ein Taschenlampenlicht, gefolgt von wild bellenden Hunden. Es war stockdunkel und der Mann redete wild gestikulierend auf kasachisch auf uns ein. Wir dürften nicht weiterfahren, da dort oben die Kühe schlafen würden und es gäbe sowieso keine Möglichkeit zu drehen und sowieso was machen wir hier eigentlich, was wollen wir hier und und..

Wir rollten unter seinen wilden Schreien den Berg hinab, hörten einander nicht mehr und steckten plötzlich in einem gefährlichen Loch über einem Betonrohr – das Rad drehte durch, zum Glück konnten wir uns wieder befreien.. Alle schrien- Panik lag in der Luft –und Annabelle schlief seelenruhig in ihrem Sitz und bekam von alle dem gar nichts mit!

Mit der Zigarette an der Lippe, dem zahnlosen Mund, den heruntergerissenen Kleidern, der Schreierei und den wilden Gestikulationen, hätte er einem Thriller entsprungen seien können.

Er versuchte uns zu überzeugen zurückzusetzen oder muss man sagen hochzusetzten, in all dem Gewirr gab es plötzlich einen lauten Knall und wir hatten das Gefühl, das Fahrzeug wäre unter uns zusammengebrochen. Die Querblattfeder, eine bekannte Iglhaut Schwachstelle, war durchgebrochen. Das Fahrzeug hing schief und im Schneckentempo rollten wir den Berg zur nächsten halbwegs geraden Stelle, wenn man davon reden kann, wenn man die ganze Nacht in eine Richtung runterrollt.

Nach einer schlecht, bis gar nicht geschlafenen Nacht, klopft um 6 Uhr morgens, ein Cowboy hoch zu Ross (der Mann von letzter Nacht) ans Fenster und fragt, ob wir etwas zu trinken haben oder möchten?! Bevor ich die Situation klären kann, gallopiert er schon davon und kommt kurze Zeit später mit einer Kanne Tee und ein paar Äpfeln zurück. Hier oben gibt es zu allem Überfluss weder Handy noch Internetempfang und die gestern getauschte Batterie funktioniert noch schlechter als die alte und ist inzwischen ganz ausgefallen.

Der nette Cowboy hilft uns schließlich über Stunden hinweg, einen Abschleppwagen zu organisieren. Wir klettern immer wieder hoch in die Berge, um Empfang fürs Handy bzw. Internet zu erhaschen und die Bergungsaktion und den Ersatzteilversand aus Deutschland zu organisieren. Ich weiß jetzt auch, dass Kühe keine bewusstseinverändernden Pflanzen fressen, denn die gab es hier reichlich.

In der Zwischenzeit machten wir Bekanntschaft mit zwei weiteren Cowboys und kommen in den Genuss den wilden Hengst unseres neuen Freundes zu reiten. Annabelle verzichtet- vielleicht weil sie den anderen Hengst gerade neben sich steigen sehen hat (wie in einem alten Westernfilm). Die peitschen knallen und weg sind sie.

Nach Stunden kommt der heiß ersehnte Abschleppwagen, der Cowboy handelt für uns sogar noch einen um die Hälfte billigeren Preis heraus, und wir machen uns auf die schweißtreibende Abfahrt. Annabelle sitzt brav in ihrer Manduca und sieht ihr „Haus“ den Offroadtrack hinunterschaukeln und das ohne Federung. Stefan spürt jedes Schlagloch am eigenen Leib und leitet den verzüglichen Fahrer passgenau unter den viel zu niedrig scheinenden Gasleitungen und Bäumen durch.

Wir haben Glück und die wahrscheinlich einzige Mercedes Werkstatt in ganz Kasachstan, liegt gleich um die „Ecke“. Dort wird uns kompetent geholfen und wir finden sogar einen halbwegs deutschsprechenden Mitarbeiter (deutschstämmiger Kasache). Jetzt müssen wir nur noch auf die Lieferung aus Deutschland warten und unsere Visa irgendwie verlängert bekommen.

Großer Dank gilt hier sowohl Franziska für die schnelle Organisation und dem Iglhaut-Team, die innerhalb kürzester Zeit unsere Spezialteile geschweist, lackiert und versandbereit gemacht haben. Jetzt liegt alle Hoffnung auf der ADAC Lieferung!

 

 

Fotos folgen sobald wir eine bessere Internetverbindung herstellen können……

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