Ich denke an LKW Fahrer die laut hupend durch kleine
verschlafene Dörfer rasen, damit die auf der Straße sitzende Bevölkerung noch
rechtzeitig ihre Arbeit niederwerfen kann (z.B Felle gerben, Kaffeekränzchen
halten oder jegliche Arbeit die einen festen Untergrund benötigt). Sie machen
keine Anstalten zu bremsen und man fragt sich wie entspannt und gemächlich das
Leben vor diesen rollenden Monstern aussah.
China bedeutet auch Ganztagesschulen und am Abend und
Wochenende sieht man die Kinder ebenfalls, ob im Schuhladen oder Imbiss, an
kleinen Tischchen ihre Hausaufgaben erledigen. Die Kinder müssen oft ganze
Bücher auswendig lernen, es werden ihnen jedoch niemals fragen zum Inhalt
gestellt, es wird lediglich erwartet das Gelernte in seiner Ursprungsform
wiederzugeben. Wenn die Kinder nicht spuren gibt es eben einen Klaps.
Im Allgemeinen ist es ein sehr friedliches Volk, in deren
Gegenwart wir uns nie unsicher oder bedroht gefühlt haben. Allerdings merken
wir immer wieder, das bei Konflikten das Aggressionspotenzial gerne überschäumt.
Ob bei diversen Autounfällen, wo sich wild angeschrien wird und auch schon mal
eine Faust einer Frau im Gesicht eines Mannes landete oder beim Streit über ein
Tiefkühlprodukt, bei dem sich die anderen Einkäufer ängstlich hinter den
Regalen verstecken und eine körperliche Auseinandersetzung nur ein haarbreit
entfernt lag.
Ich denke an Businessmänner die sich selbst im vier Sterne
Hotel geräuschvoll ihres Rachenschleims entledigen. An zarte Ladys die graziös
die Straße hinunter stolzieren und ihren männlichen Kollegen in nichts nach
stehen. In den besseren Hotels gibt es für diese Angewohnheit, Sand gefüllte
Behältnisse in die das Hauswappen gestempelt wird. In den einfachen
Straßenrestaurants gibt es dafür sogenannte „Spuckeimer“. Selbst in guten Restaurants
sind die Tischdecken mit einer Plastikdecke überdeckt, da ob jung ob alt ob
reich ob arm, alles Ungenießbare (und davon scheint es eine Menge im
chinesischen Essen zu geben), einfach auf den Tisch spucken. Dies geht
natürlich mit allerlei Geräuschen einher und auch die sonstige Nahrungsaufnahme
gestaltet sich als auditorisch vielfältig. Was mich bei den ersten
Restaurantbesuchen kaum einen Brocken hat schlucken lassen, weil ich mir die
ganze Zeit das Lachen zu verkneifen versuchte. Und mich fühlte wie bei der
„Versteckten Kamera“. Schlürf, Rulps, Gurgel, Pups – Schlürf. Andere Länder
andere Sitten – die Nase schnäuzen gilt beispielsweise genauso wie niesen als
sehr unhöflich.
Wenn ich an chinesische Kleinkinder denke, denke ich
unweigerlich an blanke Hintern. Die Kinder werden daher meist mit dem Rücken an
den eigenen Bauch getragen, ob beim Hocken am Straßenstand oder beim
Stadtbummel. Die Kinder werden in regelmäßigen Abständen mit einem surrenden
Geräusch zum Pinkeln gehalten. Wie in den Ländern zuvor, gilt die Windel als
absolutes Luxusprodukt und man sieht fast nie ein Kind mit einer. Selbst kleine
Babys haben höchstens ein kleines Tuch in den Schritt gelegt. Daher gibt es
fast nur in internationalen Supermärkten Babytücher und Pampers zu kaufen.
Trotzdem ist es mir bis jetzt noch nicht gelungen herauszufinden, womit die
Kinder nach ihrem Geschäft auf der Straße gesäubert werden.
Man muss dazu sagen, dass der Umgang mit Kindern je nach
Gegend stark variiert. In den Kulturen der Minderheitenvölker, sieht man die
Kinder eigentlich ständig getragen und erstaunlicherweise kaum bis nie schreiend.
Die Kinder fahren in der Trage hinten auf dem Moped, schlafen bei der Marktfrau
auf dem Rücken, sind dabei bei der Feldarbeit, etc. Die Tragen variieren von einem
einfachen Strick um eine Decke, bis kunstvoll bestickten Tragen mit
verschiedenen Bindearten. Dabei sieht man auch häufig tragende Väter, dass
heißt auch das Stefan nicht mehr ständig fotografiert wird, weil er so eine
Kuriosität für viele darstellte. Ein belgischer Vater servierte uns Waffeln und
arbeitete in der Küche mit seinem ständigen kleinen halbchinesischen Begleiter.
Hier scheint die Verbindung von Familie und Beruf noch erstaunlich gut zu
funktionieren und es heißt nicht Familie oder Beruf sondern die Familie wird
integriert ins Berufsleben. Klar sieht das in qualifizierteren Berufen,
wahrscheinlich auch anders aus und ich rede hier von den westlichen und nicht
östlichen Gegenden von China. Denn vielerorts war und ist es gebräuchlich, die
Kinder kurz nach der Geburt in die Hände anderer Familienmitglieder zu geben,
um sie von diesen aufziehen zu lassen. Nach Angaben Ortsansässiger, werden
Minimum 2/3 der Kinder von anderen Familienmitgliedern, überwiegend den
Grosseltern aufgezogen.
Ich wurde schon danach gefragt, ob in Deutschland Jungen
auch mehr wert seien als Mädchen. Da viele Chinesen auf Grund ihrer autoritären
Schulbildung und Erziehung, immer noch sehr unterwürfig gegenüber ihrer Eltern
sind hält sich diese Wertvorstellung gegenüber der Geschlechter, sodass Frauen
die mit einem Mädchen schwanger sind von ihrer Familie und Dorf verachtet
werden. Es geht soweit, dass Kinder auf Grund ihres Geschlechts zur Adoption
freigegeben werden (über 90% sind Mädchen), damit die Frauen im zweiten Versuch
evtl. einen Jungen gebären können. Auch hier wird es landesweit wahrscheinlich
inzwischen große Unterschiede geben. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es in
Deutschland hinter vorgehaltener Hand, genau andersherum ist. Viele Frauen
sagen wehmütig, dass sie gerne ein Mädchen gehabt hätten, weil man sie süßer
anziehen kann, etc. In westlichen Studien ist auch belegt, dass Mädchen öfters
geküsst und liebkost werden. Eine komische Welt…..
Das Wichtigste was wir von China gelernt haben ist, dass es
soo vielfältig ist, dass es kaum möglich ist auch nur eine Behauptung
aufzustellen die für ganz China zulässig ist. Es ist ein so interessantes,
erstaunliches, armes, reiches, und unvorstellbar großes Land. Die Han-Chinesen
besuchen ihre Landsleute zum Teil wie im Zoo, weil sich ihr eigenes Land so
fremd anfühlt. Mit überdimensionalen Kameras wird jedes einzelne Nasenhaar und
jede noch so kleine Falte digital festgehalten. Auf wie vielen Fotos wir
auftauchen – auf etlichen, sie füllen wahrscheinlich ganze Festplatten.
China ein Transitland, dass man nach Möglichkeit auf seiner
Overlandtour umfahren würde? Niemals, dies ist das Land, welches uns am meisten
berührt hat und jede weitere Reise wert ist, auch wenn es ohne weitere
Touristen wahrscheinlich am schönsten wäre.
1 Kommentar:
Also Jenny, was für eine Frage, wie machen die Chinesen ihre Kinder sauber, nachdem sie ihr Geschäft auf der Straße verrichtet haben, ist doch klar, einmal in der Woche in der Waschschüssel, *verständnislos Kopf schüttel* !
Kommentar veröffentlichen