J: Nachdem wir durch das imposante goldene Eingangstor nach Laos eingereist waren, begaben wir uns auf den Weg nach Luang Namtha. Wir waren überrascht schon nach kurzer Zeit dort anzukommen, da wir durch China große Distanzen von 500km und mehr pro Tag gewohnt waren, war es eine angenehme Abwechslung, obwohl die relativ kurzen Distanzen in den nächsten Tagen und Wochen durch die steilen und matschigen Bergpassagen wettgemacht wurden.
Luang Namtha ist bekannt als der Ausgangspunkt für Jungle Treks im nahegelegenen Nationalpark. Bevor wir Annabelle hatten, waren wir begeistert von Jungle Treks, aber spätestens nachdem uns andere Backpacker ihre Horrorstorys von etlichen lange blutenden Blutegelbissen und diversen anderen Tierbegegnungen erzählten, entschieden wir uns dagegen einen mehrtägigen Trek in den Jungle zu unternehmen. Stattdessen begaben wir uns auf eine ganztägige 20km Kajaktour entlang des Nationalparks. Somit konnten wir die atemberaubenden Urwälder gemütlich vom Boot betrachten, ohne uns mit Macheten bewaffnet durchs Unterholz zu schlagen. Annabelle genoß die Stromschnellen und als sie gerade ins Land der Träume segeln wollte, schwappte das Wasser eimerweise ins Boot. Anfangs fing sie an zu schreien, doch dann fing ich an ihr über unsere Abenteuer im Urwaldfluss zu erzählen, wir komponierten Lieder und Annabelle konnte es gar nicht erwarten bis wir zur nächsten Stromschnelle gelangten. Sie hielt sich tapfer am Bug fest oder spielte in der entstandenen Badewanne im Wasser. Während wir die 20km auf holprigen Straßen zurück ins Dorf fuhren, schlief Annabelle auf der Ladefläche eines Pickups, hundemüde aber überglücklich ein…Was für ein gelungener Tag…
Im Ort selbst wurden wir überwältigt von den Backpackermaßen, im Vergleich zu späteren laotischen Dörfern, waren es kaum welche, aber nach China kam es uns vor, als ob wir das erste Mal Backpackerrouten tangierten. Stefan wollte wieder in die Einsamkeit, ich hingegen empfand es als wunderbar, endlich wieder mit Menschen sprechen zu können, die einer mir verständlichen Sprache mächtig waren. Wir mieteten uns ein Zimmer mit Terasse und genossen es, dass erste mal auf unserer Reise ein paar Tage zu ruhen, dass hatten wir uns nach den ganzen Strapazen auch verdient. Am Abend holte sich Stefan immer einen grünen „Spicy Papaya Salad“ und wir aßen im Guesthouse eigenen Restaurant, mehr gab es in diesem kleinen Ort eigentlich auch nicht zu tun und so nutzen wir die Zeit, dass „Haus“ mal wieder komplett auszuräumen, auszusortieren und zu putzen. Wir wussten gar nicht mit all der gewonnen Zeit anzufangen, da wir plötzlich nicht mehr täglich fahren oder selbst kochen mussten.
Erstaunlicherweise trafen wir zwei Radler Pärchen, die Schweitzer Ü60 Radler, waren seit April den gesamten Weg aus der Schweiz hier hergeradelt und die niederländischen Radler waren auf einem mehrmonatigen SEA Trip. Wenn man wie wir die Straßen kennt, die es zu bewältigen galt, ist dies eine unglaubliche Leistung. Die beiden betonten immer wieder, dass dies jeder Rentner machen könnte, man müsste lediglich losfahren der Rest würde sich ergeben. Sie meinten auch, sie hätten nicht trainiert, denn für eine derartige Reise könne man nicht trainieren, man würde so oder so auf der Reise seine Kondition aufbauen (Zeit hätten sie dazu auch nicht wirklich gehabt, da sie erst Ende März in Rente gingen und am 1. April schon aufbrachen). Die Frau meinte, am Anfang hätte sie die Berge noch schwer hoch gekeucht oder hätte geschoben aber inzwischen bezwang sie selbst die steilen Berghänge in Laos in gleißender Hitze. Wunderbare, höchst bemerkenswerte Menschen, mit denen man sich tagelang unterhalten konnte, wir trafen sie auch später auf unserer Reise wieder.
Auf unserer Reise nach Huay Xai übernachteten wir noch in einem kleinen Dörfchen mit nur einem Restaurant. Dort trafen wir zwei Deutsche, die wir nach Wochen wieder in einer anderen Stadt trafen, und die uns dann erzählten, dass sie genau in diesem kleinen Restaurant, in dem die Besitzer für jedes einzelne Getränk zum nächsten Supermarkt einkaufen gehen mussten (im Ernst, wann immer jemand ein Bier bestellte lief sie los und kaufte eines, dann bestellten wir einen Saft und sie lief wieder los und noch ein Bier… man kann es sich vorstellen und das die ganze Zeit mit einem Säugling auf dem Arm, der zweite Sohn kroch dem Vater währenddessen beim kochen zwischen den Füßen rum oder er tollte zusammen mit Annabelle und einem älteren niederländischen Herrn, wild schreiend über die Bambusdielen…), bekamen sie eine Lebensmittelvergiftung und mussten zwangsweise drei oder vier Tage dort bleiben, weil sie zu schwach waren in einen Bus zu steigen (das ansässige „Krankenhaus“ bestand nur aus ein paar Brettern und man erkannte es nur dadurch, dass mehrere Menschen mit Infusionen am Erdboden hockten oder standen...also nicht der beste Ort um krank zu werden. Das nächste richtige Krankenhaus sei in Chang Mai (Nord-Thailand) und viele Stunden Pick-Up und Boot entfernt). Dazu muss man sagen, dass wir bis jetzt gesundheitlich größtenteils verschont geblieben sind, im Gegensatz zu vielen anderen fleischkonsumierenden Reisenden, die mit starkem Fieber, Brechdurchfall und dergleichen zu kämpfen hatten.
In Huay Xai der Grenzstadt zwischen Laos und Thailand (mit der fast fertiggestellten Friendshipbridge), genossen wir nach Dali (China) das erste Mal wieder Backwaren und informierten uns noch bezüglich der „Gibbon Experience“. Dieses Projekt zur Arterhaltung der Gibbons, hat im Urwald Hotel-Baumhäuser in schwindelerregender Höhe gebaut und diese sind nur durch ein Netz an „Ziplines“ zu erreichen. Was bedeutet, dass man mit „Affenzahn“ durch die Baumwipfel rast und mit der Hand eine Art Bremse (Stück Fahrradreifen) betätigen muss um rechtzeitig abzubremsen. Wir hätten es unglaublich gerne gemacht, aber Annabelle wäre in der „Manduca“ nicht ausreichend gesichert gewesen und die Baumhäuser in dieser Höhe wären wahrscheinlich für uns mit einem Kleinkind auch nicht der entspannendste Ort gewesen. Ein Pärchen das wir später trafen, meinte das sie davor nicht wussten wie groß ihre Höhenangst gewesen sei und nach einigen Panikattaken, hätten sie im Endeffekt am Urwaldboden in der Küche des Camps bei den netten Angestellten geschlafen. Sie meinten, man hätte ihnen erzählt, dass eines der Häuser abgestürzt sei, aber „no worries“ sie hätten schon wieder ein Ersatzhaus gebaut. Anscheinend war die Bausubstanz auch sehr „lückenhaft“, so dass man durch die Planken am Boden die vierzig oder mehr Meter in die Tiefe hinabblicken konnte. Annabelle hätte wahrscheinlich ihren Spaß gehabt, wenn die gewusst hätten, wie Annabelle laut jauchzend über den wankenden Air Corridor in China gerannt ist – „Spielplatz, Spielplatz“. ;-)
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